So wurde ich der Jeck

In einer eher unkarnevalistischen Zeit im Spätsommer 2005 befuhr ich wie so oft die A553 in Richtung Euskirchen. Im Radioempfangsgerät dudelte der Sender Nr. 4 des Westdeutschen Rundfunks. Und ich dachte mal wieder darüber nach, wie ich denn in der nächsten Session zu Auftritten kommen könnte.

Klein Björns erster Gassenhauer im Karneval: „An der Nordseeküste“. (Noch) auf dem Kopf sitzt der besagte Tirolerhut.

Angefangen hat meine karnevalistische Karriere nun ja schon früh. In ganz jungen Jahren (ich glaube ich war 4) trällerte ich mit weiteren Akteuren auf der Kindersitzung in meinem Heimatort Weyer den Gassenhauer „An der Nordseeküste“. Die Zugabe dieses Auftritts war das Lied „Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut“. Diesen Tirolerhut bekam ich von meinem Opa ausgeliehen. Ich glaube es war sein bester Hut.

Jedenfalls war ich so von der Stimmung mitgerissen und sofort vom Karnevalsfieber infiziert, dass ich kurz vor Schluss des Liedes nicht mehr innehalten konnte, mir den Hut vom Kopf riss und ins Publikum schleuderte. Ich und viele andere im Saal fanden dass sehr lustig, nur mein Opa und meine Mama nicht. Aber der Hut tauchte schließlich auch wieder auf.

In den nächsten Jahren meines karnevalistischen Treibens versuchte ich mich dann im Tanzen. Hat soweit auch ganz gut geklappt, obwohl ich nach wie vor der Meinung bin, dass es damals nicht besser aussah als die heutigen Auftritte mit dem Weyerer Männerballett. Auch gesanglich habe ich mich versucht: Mit den „Kloreichen Sechs“ sammelte ich erste Erfahrungen, wie es ist nicht „nur“ in Weyer aufzutreten, sondern auch mal auf „Tour“ zu fahren.

Jungs, die tollen Zeiten mit euch werde ich nie vergessen! Mit den Hits von Wibbelstetz angefangen über die Backstreet Boys bis hin zur Kelly Family haben wir nur Höhepunkte erlebt. Ob in der Neddescheme Kaschemm, auf der Kallmuther Bühne (die eigentlich keine Bühne war) oder bei der Engelgauer Sitzung in Tondorf – wir hatten immer super viel Spaß und auch Erfolg.


Das Weyerer Colonia Duett

Rednerisch hat alles mit dem Colonia Duett begonnen – wie bei vermutlich vielen meiner Kollegen auch. Im Hochsommer schauten ein Freund von mir und ich jeden Tag 10-20 Mal eine von meinen Eltern aufgenommen Kölner Karnevalssitzung aus dem Jahr 1987 an. Aber nicht die ganze Sitzung, nein, nur den Auftritt des Colonia Duetts. Wenn man sich so einen Auftritt jeden Tag seit August mehrere Male anschaut, dann kann man diese Nummer einfach in- und auswendig! Wir traten auf und es sollte eine der besten Nummern der Kindersitzung werden.

Die Jahre drauf folgten weitere Colonia Duett – Kindersitzungsauftritte, bis zum Jahr 1998. In diesem Jahr dufte „Das Weyerer Colonia Duett“ zum ersten Mal auf die große Kostümsitzung in Weyer. Der Auftritt war gut, jedoch sollte es leider auch das Ende dieses Karnevalsabschnitts sein. In den folge Jahren versuchte ich mich als Kopie von Bernd Stelter als Werbefachmann und später lernte man mich als „Et Weyerer Tussnellchen“ kennen.

Als „Et Tusnellchen“ stieg ich Anfang der 2000er in die Bütten der Eifel.

Die Geburt des Jeck im Rähn

Ich merke gerade, dass ich wohl ein wenig von der Autobahn abgekommen bin. Also, wieder zurück auf Anfang… Autobahn A553 in Richtung Euskirchen – WDR 4 – Gedanken zum Karneval 2006: Das „Weyerer Tussnelchen“ hatte sich in der Session 2004 zu einem heißen Strip auf der Bühne hinreißen lassen, dies war also kaum noch zu toppen. Also tourte ich 2005 als „Tussnelchens Mann“ durch die Säle. Das war ok, aber es sollte einmal etwas „eigenes“ sein, denn alles was ich vorher gemacht hab war ja mehr oder weniger nachgemacht. Durch die Radioanlage des VW Polos (danke Mama, dass ich mit deinem Auto fahren durfte!) erklang plötzlich, als ob es von einer höheren Kraft gewollt war, ein Hit der Bläck Fööss (leider weiß ich den Titel nicht mehr). Dies passte in diesem Moment voll ins Schema und meine Karnevalsgedanken kamen so richtig in Schwung.

Noch etwas jünger und optisch etwas anders: Einer der ersten Auftritte als Jeck im Rähn 2006

Es musste ein eigener Name her, also: Doof Nuss, geht nicht, gibt es schon, Dä Mann möt däm Hötche, geht nicht, gibt es schon, just in diesem Moment, ich befuhr gerade das Bliesheimer Kreuz auf die Spur der A 1 in Richtung Trier, da fielen Tropfen aus dem Himmel auf meine Autoscheibe… der Bläck Fööss Song hallte immer noch durch die Lautsprecher, ich betätige meinen Scheibenwischer und da kam es über mich: „Ne Jeck im Rähn“ war geboren. Sofort schossen mir alle weiteren Gedanken durch den Kopf: Bunter Regenschirm – Friesennerz (vom Papa) – Bunte Clownshose – en ruede Pappnas (ohne geht ja gar nicht) – weiße Handschuhe – und ein kleines buntes Hütchen – fertig ist der Jeck im Rähn.

Dä Opa esset schuld.

Opa ist schuld

Viele – vor allem meine Familie – fragte sich immer: „Woher hätt dä Jong dat nur?“. Tja, auch dieses Rätsel sollte gelöst werden. Beim Aufräumen und sortieren fielen meiner Mutter zu Beginn des Jahres 2019 zwei Bilder meines Opas mütterlicherseits in jungen Jahren in die Hände. Auf beiden Bildern hatte er sich scheinbar für Karneval kostümiert. Lustigerweise immer mit einem Schirm in der Hand. Von meiner Mutter erhielt ich die Info: „Sobald Karneval war, war Opa Benno nicht mehr zu halten!“ Also war auch das geklärt.

Viel Spaß auf meinen bunten Seiten.